Samstag, 17.07.21
Tröpolacher Alm – Dellacher Alm (Bruder-Shuttle) von da bis Rifugio Nordio Deffar – Grenzübertritt nach ITALIEN 🇮🇹
11 km, 660 hm hoch, 1.200 runter, reine Gehzeit 4 Stunden
Der Tag kann weg. Ich hab so schlechte Laune. Mir geht heute alles auf den Keks. Der aggressive Dauer-Regen. Die Strecke. Die blöden umgefallenen Bäume über die man ständig drüber klettern muss. Oder drunter. Oder außendrumrum.. 27 neue blaue Flecken, die dabei entstanden sind. Die fehlenden Wegmarkierungen. Schon wieder Abschied, diesmal von meinem Bruder und dem supernetten Trupp da oben. Mira ist immer noch weg. Und ich bin heute mit der personifizierten Spießigkeit im Zimmer (sie hat ihren Rother in Schulbuch-Schutz-Folie eingewickelt…)
Bis Mittags war noch alles gut – es gab wieder ein so großartiges Almfrühstück, Lachen, heitere Atmosphäre. Alle 5 Minuten springt jemand auf um ein weiteres Pfund Speck aufzuschneiden. Ich schicke Mama ein Foto von ihren beiden Kindern mit dekorativer Speckplatte, sie soll sich keine Sorgen machen. „Bisschen wenig, oder?“ kommt es zurück. „Die Portionen sind hier generell sehr knapp bemessen, ich reise daher heute ab.“ schreibe ich zurück, „völlig zurecht“ meint Mama.
Mein Bruder kann mich erst MIttags wieder runter fahren, zurück auf meine Strecke, nicht frühmorgens. Dann muss er mich aber bis ca. zur Hälfte fahren, zur Dellacher Alm, einen 8 Stunden Tag der um halb 2 Mittag startet, schaffe ich dann doch nicht…Na, ich tue natürlich alles um den Almbetrieb nicht noch mehr durcheinander zu bringen. NAAA gut, dann halt nur eine halbe Etappe, heute bei dem Regenwetter.
Er meint, er kann mich auf jeden Fall bis zur Eggeralm fahren, da kommt man sicher mit dem Auto hin. Neiiiiiin, maule ich, das ist ja 44 Minuten VOR der Dellacher Alm laut googlemaps. „Von da geht ein ROLLSTUHL-und Kinderwagentauglicher Weg hin! Das wirst du wohl grad noch schaffen!“ verdreht er die Augen. „Ich habe keinen Rollstuhl dabei!! Ich will bis zur Dellacher Alm gefahren werden“ quengel ich. „Ich weiß nicht ob ich da durchfahren darf“ erklärt er. Normal kann ich mich schon durchsetzen, er ist ja der „kleine Bruder“, aber, er hat echt wenig geschlafen. Und ER hat die Autoschlüssel, ich muss ein bisschen vorsichtig sein…Meister Eder, der mit beim Frühstück sitzt, schlichtet den morgendlichen geschwisterlichen Disput: „Wo wollt ihr hin? Zur Dellacher Alm? Doch, da kannst du schon fahren, das geht!“ Na also! Ich entspanne mich. Wie faul einen so ein Pausentag macht…
Um halb 1 machen wir uns los, ich genieße es vorher in Ruhe packen, kruschteln zu können, noch ein bisschen beim Käsemachen zugucken. Ja so ein Käse-Rad würde sich hervorragend zur Brotzeit eignen… Ist nur ein biserl unhandlich für den Rucksack… Also, keinen Käse mitnehmen.
Auch von den Sachen die ich mir dorthin geschickt habe nehme ich fast nix mit, außer einer Nachschub-Mini-Zahnpasta, einem neuen kleinen Duschgel/Shampoo, neuer Rituals Sonnencreme (die beste!) und einem neuen Mini-Fläschchen Anti-Blasen-Fluid nix mit. Doch ein neues T-Shirt packe ich doch noch ein, jetzt hab ich wieder 3. In Italien kann man ein T-Shirt mehr gebrauchen, die schweren warmen Sachen werde ich ab Tolmin eh zurück schicken. Aber all die Schmerztabletten, Pferdesalbe, Voltaren, Blasenpflaster etc. Bleibt hier. Habe bislang nichts davon gebraucht. Ich verabschiede mich von allen, ach irgendwie wäre ich jetzt doch gern noch ne Woche hiergeblieben. Ich guck noch kurz in die Küche, Alex bereitet Kaiserschmarren Teig vor. „Ich pack’s dann mal,“ sag ich. „Wart!“ sagt sie, trocknet sich die Hände ab und gibt mir eine herzliche Umarmung. „Viel Glück auf deinem Weg.“
Ich habe überhaupt keine Lust heute zu laufen. Das sagen ja oft „Kritiker“ vom Konzept Pausentage: Es würde einen total aus dem Tritt bringen, man solle dann lieber eine Etappe halbieren oder dritteln, aber immer ein bisschen was gehen. Na ich bin gestern ein bisschen was gegangen, es waren mindestens 200 Meter bis zum Stall mit den Ziegen.
Wir sollen den roten Pickup vom Chef nehmen, sagt der Chef. Mein Bruder könne dann gleich noch Kraftfutter irgendwo einladen. 128 Kilo. Na mit dem Alm-Chef-Pickup wird man ja wohl erst recht alle Wege hier fahren können. Ich bin sehr gechillt. Mein Bruder erzählt, er saß hier letzte Woche am Beifahrersitz mit einer Ziege am Schoß. Die hätte als erste Amtshandlung mit ihren Hörnern gleich mal den Sender auf Radio Kärnten umgeschalten. Zwei der Mädels fahren noch mit runter nach Tröpolach, freier Tag. Ich erzähle, dass ich GAR nichts mehr mitbekomme, so nachrichtentechnisch. Wirklich nichts. Und wie erholsam das mal sei. Dass Italien gewonnen hat, haben wir nur von Gerhard aus der Dorfschenke morgens beim Frühstück erfahren. Auch nur weil wir gefragt haben, warum er ganz in blau rumläuft. Mein Bruder guckt mich fragend an: „Und WAS hat Italien gewonnen?“ haha. Sehr schön. Noch jemand, der nix mitbekommt. Ich fühle mich jetzt gleich viel informierter.
Um halb 2 starte ich an der Dellacher Alm, es hat gerade aufgehört zu Regnen! Es ist nix ausgeschildert, Heute ist GPS Track Tag, das steht schon im Rother. Man geht heute auf dem Karnischen Höhenweg (Autokorrektur macht da gerne mal den karibischen Höhenweg daraus, was schon im Vorfeld zu einigen Mißverständnissen geführt hat…) Das klingt offiziell und ausgeschildert und nach gepflegtem Wanderweg. Ist es aber nicht. Es geht erst auf einer Forststrasse, irgendwann biegt es plötzlich links weg, mitten in ein mannshohes Brennesselfeld?
Hier ist jetzt echt gar kein Weg mehr, aber sowohl GPS als auch gelegentliche Markierungen bestätigen, doch hier gehts lang. An alle die nach mir gehen, zieht euch egal was für Wetter ist lange Hosen an. Man bekommt auch so eine ordentliche Brennesselkur ab, garniert mit ein paar Disteln. Na das soll ja gesund sein. Das reinste Wellnessprogramm. Die arme MIra, wie es der hier wohl ging? Sie rutscht ja auch das Schneefeld in kurzen Hosen runter. Und sie hat keine GPS-Tracks dabei. Wenigstens regnet es hier noch nicht. Den Boden kann man nicht sehen so dicht ist alles bewachsen, viel rutschiges altes morsches Holz liegt da rum, man kommt nur im Schneckentempo vorwärts.
Irgendwann dann ein bösartiger Wald mit vielen umgefallenen Bäumen, hier sind gar keine Markierungen mehr und auch kein Weg. Es nervt so. Es ist alles so nass, ständig rutscht man aus und kommt über die glitschigen umgefallenen Riesenbäume kaum drüber. Manchmal gehts nur drunter durch, Rucksack runter, rüberwerfen und selbst durch den Schlamm robben. Zur Brennesselkur kommt jetzt auch noch Schlammpackung. Der reinste Wellnessurlaub ist das hier heute. In welches Seitenfach habe ich nur meinen weißen Bademantel hingepackt? DER wäre die angemessene Bekleidung für diesen Tag…
Wieso hab ich meine Hose gestern eigentlich gewaschen?? Ich schau aus wie Sau. („Und deine Hose hast du dir auch noch schmutzig gemacht“ würde der Mann jetzt antworten.)
Als ich aus dem Wald komme setzt der Regen wieder ein, alles ist blöd hier! Meine Hose ist schon ohne Regen klatschnass, vom hohen Grass. Ich ziehe seufzend die Regenjacke an und packe meinen Rucksack gut ein. Ich möchte gerne froh sein, dass ich den Mist nur eine halbe Etappe lang gehen muss, aber die halbe nervt mich schon so. Es ist körperlich kein bisschen anstrengend, auch nicht supersteil, gar nicht. Aber alles ist blöd. Und das an dem Tag, an dem man nach Italien läuft! Ich maule laut vor mich hin. Es ist jetzt wieder so eine Situation, wo letztes Jahr die Geiger plötzlich hinter einer Ecke eine ihre berüchtigten 3 Stunden Pausen gemacht haben und dann dem Mann später gepetzt haben, dass ich gar nicht nur laut motze, wenn er dabei ist, (das dachte er bis dato immer) sondern das auch gut kann, wenn ich alleine bin, oder glaube es zu sein. Dieses Jahr ist es aber glaub das erste Mal. Ich hatte ja letztes Jahr mein „ich werde nicht aufgeben aber den ganzen Weg fluchen“-T-Shirt dabei und habe das Motto mehr als übererfüllt. Diesmal bin ich viel mehr im Lauf-Flow, ich schimpfe fast gar nicht mehr. Heute schon…
Der Regen wird stärker. Wenigstens ist der Weg zwischendrin mal wieder ein bisschen markiert…Es ist so ein Kärntner aggressiver Regen, überhaupt nicht freundlich, kein bisschen sommerlich. Er übt schon für den Herbst, Ist so extra laut auf der Kapuze. Ausgeschildert ist – wenn überhaupt etwas ausgeschildert ist – nur die Dolinza Alm, die ist (denke ich zu dem Zeitpunkt noch) eine halbe Stunde VOR meinem Endziel.
Auf der Forststrasse hält einmal ein Auto an „mei das regnet so stark!“ sagt der Fahrer mitfühlend. Aber er kann mich nirgends mitnehmen, was Sinn machen würde. Einen halben Km maximal, dafür dass ich dann wo bin, wo meine GPS Tracks nicht sind. Ne, ich laufe. Ich könnte jetzt auch bemerken, dass meine Füße trocken sind, meine Jacke nach wie vor dicht, ich nur eine halbe Etappe hab. Aber ich habe so unfassbar schlechte Laune, ich erkenne mich kaum wieder. Diese BÄUME!!! Der Regen wird immer ungemütlicher, fällt in so einem speziellen extra-Winkel ein um NOCH mehr Lärm auf der Regenjacke zu verursachen. Er verbündet sich mit den bösen Bäumen, macht sie noch rutschiger und unpassierbarer, als sie eh schon sind. Nein ich werde kein Foto dieser Blöd-Bäume posten! Man darf so querliegenden Monstern keine Bühne bieten. Nicht hier. Ich hab sie natürlich trotzdem alle fotografiert und werde sie bei der Forstverwaltung anzeigen! Jeden einzelnen. Wahrscheinlich gibt es sowas hier gar nicht….Oder sie halten dann doch wieder alle zusammen, wie das am Dorf halt so der Fall ist.
Ein kleiner Highlight-Moment ist als man die letzten Meter aufsteigt und ganz unerwartet plötzlich oben ist. Und es doch ein bisschen aufgerissen hat, man so aus dem nichts-sehen-Mist-Wald kommend plötzlich volle SIcht. Mir ist vor lauter meckern gar nicht aufgefallen, dass es aufgehört hat zu regnen. Ich laufe gleich nochmal zurück und wieder hoch, um es bewusster wahrzunehmen, den EINEN schönen Moment dieser Tour und um ein Video zu machen. Oben stehen zwei Rentner, die sich darüber glaub ein bisschen wundern. Aber sie machen ein Foto von mir.
Sie wollen von Wien zum Lago Maggiore und haben in meinem Endziel Pause gemacht, „alles sehr neu und steril da“ meint der eine. „Ist vor 2 Jahren wohl abgebrannt und wurde neu aufgebaut“, sage ich. „Ja so siehts aus. Der Weg dahin ist übrigens Mist, man muss über zig umgefallene Bäume klettern oder sie weitläufig umgehen.“ Na toll! Aber jetzt geht es nur noch runter, kein Gegenanstieg mehr. Der Weg ist lange gut, vernünftig markiert, trotz der Nässe gut zu gehen. Es kommen ein paar kleine Bäume, die man mit einem großen Schritt übersteigen kann. Als ich gerade anfange mich innerlich über die beiden lustig zu machen, kommen die großen. Ich rutsche mehrmals aus, hau mir meinen linken Ellenbogen derart an, die Laune kippt wieder. Endlich ist irgendwann die Dolinza Alm erreicht, dahinter liegt Italien. Es gibt verschiedene gut markierte Forststrassen in diverse Richtungen, nur zu meinem Ziel nicht??? Zum 100.sten mal heute das Handy gezückt, blind den GPS Koordinaten folgen, es geht unmarkiert über eine schlammig schmatzende Wiese? Mein Fuß versinkt im Morast und dann tatsächlich das Schild: Staatsgrenze.
Bin ich letztes Jahr am Grenzsstein weinend zusammengebrochen, den Boden küssend, meinen italienischen Lieblingsmenschen anrufend und dann alle anderen auch noch, ewig dort sitzend und diesen Etappensieg feiernd, immer wieder hin und her springend zwischen den Ländern, den einen Fuß in Österreich, den anderen in Italien, ist das dieses Jahr deutlich unspektakulärer. Es regnet schon wieder in Strömen. Die München-Venedig / Salzburg – Triest Waage kippt heute deutlich Richtung Muc-Venedig, zumindest in Punkto „Italienischer Grenzübergang“.
Hinter der „Grenze“ dann ein freundliches rot weißes Schild, Rifugio Nordio Deffar 10 Minuten. Ok. Der zweite schöne Moment auf dieser Etappe.
Die Wirtin begrüsst mich „Katharina? Ich soll dir schöne Grüße von Mira ausrichten.“ Dritter schöner Moment. Hat sie es auch ohne GPS Koordinaten geschafft. War ja klar! Ob ich in ein Zimmer will? Ja gerne. Da wäre schon eine Dame, ob ich die kenne? Sie läuft auch bis Triest. Ne, die kenne ich noch nicht. Nr. 14. Sie meint es gut, mich mit ihr ins Zimmer zu stecken.
Ich weiß, es liegt an mir. Blöder Tag und so. Es tut mir jetzt schon leid, aber ich finde nicht sofort einen Zugang zu ihr. Sie hat ihre Sachen in farblich sortieren Beuteln in ihren Rucksack gestapelt „gelb ist schon mal getragen“ erklärt sie mir stolz, „grün ist frisch, blau ist…“ ich habe vergessen was blau war. Ihr Rother in einer Schulbuch-Schutzfolie „damit er nicht nass wird.“ sie ist die personifizierte Spießigkeit, diszipliniert, angestrengt, burschikos. Sie spricht tiefstes schwäbisch. Sie schwärmt mir von ihrer Alters-Teilzeit-Regelung vor, in die sie hoffentlich bald kommt, und wie da genau die Bedingungen sind, wieviel Abschlag sie dann wo hat! Aber bei der Rente dann keinen. Wird von der Firma aufgestockt. Jetzt muss sie die Tour aber statt ins 28 Etappen in 26 gehen weil sie muss „Urlaubs-dag spare“.
Wir werden beim Essen auch noch an einen 2-er Tisch platziert. Ich mag mich nicht unterhalten, hab das Gefühl alle netten Menschen auf dieser Tour eh schon getroffen zu haben. Und wieder verloren. Jede Frage von ihr klingt irgendwie nach Vorwurf.. Es trifft sie zu unrecht, ich weiß. Ich sollte ein paar Etappen zurücklaufen und den 20 jährigen Enkel vom Statzerhaus heiraten. Wir würden großartig zusammen passen. Einfach gleich mal negativ urteilen, bevor der andere überhaupt den Mund aufmacht. Wobei, ich hab sie ja 3 Sätze reden lassen. Ich blicke mich im Raum um: Sollte der Therapeut nicht heute hier sein? „Da war noch so ein junger, ein Tobias“ erzählt sie. Der sei einen Tag hinter uns. Wieso denn HINTER uns?? Ich hatte grad einen Pausentag??? (Er hätte mir doch fast meine Kamera bringen sollen!) „ja der hat einen Pausentag am Hugo Gerber eingelegt.“ SCHON WIEDER?? Welche Gipfel hat er denn diesmal noch zusätzlich erklommen? „Keinen“, meint sie, „er habe den ganzen Tag geschlafen.“ Haha. Es gibt wohl kaum einen besseren Ort für einen „den-ganzen-Tag-im-Bett-Tag“ als dort. Den ganzen Tag diese Atmosphäre aufsaugen. Das ist aber wirklich die einzig relevante Info die sie hat. Sie ist die heutige Etappe ganz gegangen von Hermagor, ich hab wohl nix verpasst, sie fand auch den ganzen Tag eher mäßig. Mir fehlen jetzt ca. 900 hm Waldaufstieg ohne Sicht, noch mehr umgefallene Bäume.
Ein junger 3-er Trupp kommt recht spät rein, sie laufen wohl auch. Nr. 15, 16, 17. „Kein Wunder, dass die jetzt erst kommen, die haben den ganzen Tag schon so rumgetrödelt!“ weiß sie. Und die Jungs da drüben, die haben sich ja heute verlaufen. Weil diese jungen Leute immer ohne Karte laufen“, schimpft sie. Ich verplapper mich, und schon bin ich in eine längere „Wieso i koi Karte dabei hen“-Diskussion verwickelt.? MANN!! Weil da zu viele WEGE drauf sind!! Was ich im Leben schätze, ist auf Karten so nervig!! Weil das was wiegt!! Und – der größte aller Nachteile: Die analoge Karte enthält mir die wichtigste aller Informationen ständig vor: Wo ICH gerade stehe. Weil ich stattdessen einen blauen Punkt habe!! Mira hat auch keine KARTE dabei, sie hat sich nichtmal die GPS TRacks geladen, (was schon ziemlich verrückt ist, sie sind im Rother mit dabei, man muss nur 28 mal klicken und dann hat man sie offline im Handy), sie liest sich morgens die Beschreibung durch und geht dann danach und nach Intution. Und wenn sie falsch ist, läuft sie halt ne Stunde wieder zurück. WEIL SIE ES KANN!
Ah ich vermisse Mira gerade so.
Die Frau, die da auf ihre Altersteilzeit hinfiebert, ist das 100%ige Gegenteil von Mira. Ich pack das heute, nach diesem Tag, einfach nicht.
Sie hat ja eine Garmin GPS Uhr, sagt die Schwäbin. Die Uhr ist praktisch, wenn es regnet. Da werden die Karten sonst ganz nass. „Toll.“ sage ich.
Wieso ich ein IPad rumschleppe. Ob i koi Angst hen des mir des wer klaut. Oh, kritische Stelle, ich will ja auf jeden Fall später über sie schimpfen. Sie darf nicht erfahren, dass ich eine weltweit gelesene Alpenbloggerin bin. „Äh, da ist mein Tagebuch drin“, sage ich „also i hen dafür ja a Büchle und an Stift dabei.“ sagt sie. „Toll“ sage ich. „Das muss ich mir für die nächste Tour merken.“ Ich guck mir die Tour von morgen an, versuche das Thema auf etwas unverfängliches zu wechseln. „Oh, nach einer Stunde hat man schon fast alle Höhenmeter geschafft und dann kommt gleich eine bewirtschaftete Alm!“ freue ich mich. „Da dann frühstücken?“ überlege ich laut. „Also, wenn man einmal losgegangen ist bleibt man doch nicht mehr stehen!“ tadelt sie mich. So, ich hab jetzt genug gehört. Mehr muss ich nicht wissen. Eine, die nie stehenbleibt. Durchrennt. Durchs Leben und durch die Berge. Ich könnte ihr das ganze Alphabet durchgeklinieren mit großartigen Gründen stehenzubleiben:
Von A wie Ausschnaufen, B wie Baden, C wie Cappuccino trinken, D wie Durchschnaufen (Durchschnaufen ist etwas anderes wie Ausschnaufen, Durchschnaufen tut man vor kritischen Passagen, wenn man seinen Mut zusammenpackt und sich konzentriert bevor man die entscheidenden Schritte setzt)., E wie ESSEN usw. bis hin zu Q wie querliegende Bäume beschimpfen und W wie Walderdbeeren pflücken (und dann auch Essen, was uns wieder zu E bringen würde…)
Apropos; Das Essen kommt. Und ist gut! Back in Polenta – Country. Gulasch, Salsica und Frico, eine Art Kartoffelauflauf, mit POLENTA!! Vierter schöner Moment des Tages, ein liebevolles wärmendes Essen. Ich flüchte gleich danach zum geheimen Handy-Punkt, er ist auf der Terrasse vorm Fenster. Und beantworte alle Mails, auch die allerunwichtigsten.
Der Tag kann echt weg… also ab Mittags. Ich weiß gar nicht wie man so so so schlechte Laune haben kann. Sie hat mich fest im Griff. Einen Vorteil hat die Spießigkeit. Sie schnarcht wenigstens nicht.
Beim Einschlafen denke ich dann doch noch über ihren „Büchle-Vorschlag“ nach… Braucht man für Büchle nicht Papier? Und wird Papier nicht aus …. Bäumen gemacht?? Ein Büchle ist nur ein bisschen klein, das kann man am „le“ erkennen. Ein großes Buch müsste her, ein dickes, das vielfach gedruckt wird. Vielleicht wird es doch Zeit, einen Bestseller zu schreiben? Und gedruckt wird er werden: Auf Papier! Gemacht aus Bäumen! Konkret: Aus Kärnter Kiefer… Das ist gut. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.
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